Seit einiger Zeit lässt sich in erstaunlichem Detail die Entwicklung von SpaceX’s Großprojekt “Starship” beobachten. Neben rund um die Uhr laufenden Live-Kameras, teilt SpaceX Gründer Elon Musk selbst viele Details, die bei vorherigen (hautsächlich staatlichen) US Raumfahrtprojekten der Öffentlichkeit unzugänglich blieben.
Was macht das Thema so Interessant und beeindruckend? An erster Stelle steht sicherlich die Dimension des Projekts. Sowohl die äußeren Maße, das Gewicht, als auch der potentielle Einfluss auf den Fortschritt der Menschheit sind beachtlich. Das fertig montierte Gespann aus erster und zweiter Raketenstufe weist nach aktuellem Stand eine Höhe von knapp über 120m auf. Der Durchmesser beträgt ganze 9m und das Abfluggewicht ist mit ca. 5000 Tonnen immens.
Die Entwicklung findet nahe der Stadt “Boca Chica” im Süden von Texas, kurz vor der Mexikanischen Grenze, statt. Das Testgelände selber wurde von SpaceX treffend “Starbase” getauft. Ingenieure wohnen und leben rund um dieses Gelände in eigens errichteten temporären Siedlungen und von SpaceX aufgekauften Ortschaften. Die Arbeiten finden Tag und Nacht in beachtlichem Tempo statt.
In den folgenden Artikeln richten wir unseren Fokus auf die Technik und die Herausforderungen, die ein solches Projekt mit sich bringen und ziehen Vergleiche zu historischen Ereignis der Luft- und Raumfahrt. Zuerst erläutern wir nachfolgend noch ein paar Definitionen:
Das “Starship” bildet die obere, bzw. zweite Raketenstufe, des auch als “Superheavy” genannten Konstrukts aus erster Stufe (Booster Rakete oder Superheavy Booster) und dem Starship, das unter anderem mithilfe dieses Boosters einen Großteil der für einen stabilen Orbit benötigten Energie erhält.
Das Superheavy und Starship Projekt stellen nahezu in jeder Metrik alle bisherigen Raumfahrtprogramme in den Schatten. Die für das Apollo Programm genutzte Saturn V Rakete, die als einzige Rakete jemals Astronauten auf die Oberfläche des Mondes befördert hat, ist zwar nur ungefähr 10 Meter kleiner bzw. kürzer, wiegt beim Start jedoch nur knapp die Hälfte eines vollgetankten Starship Gespanns. Ähnlich Verhält es sich mit dem ebenfalls in der Entwicklung befindlichen “SLS” Projekt. SLS steht für “Space Launch System” und soll in die Fußstapfen der Apollo Missionen treten und erstmals seit 1972 wieder Astronauten auf den Mond befördern soll. SLS basiert zu großen Teilen aus erprobter Technik aus der Space Shuttle Ära und ist mit nur 98m Länge und 2600 Tonnen Startgewicht ebenfalls signifikant kleiner als das Riesenprojekt von SpaceX.
Wir hoffen, dass wir euer Interesse geweckt haben und wollen euch mitnehmen auf eine Reise quer durch aktuelle und historische Meisterleistungen der Ingenieurskunst. Wir werden regelmäßig spannende Themen und Details greifbar präsentieren und hoffentlich einen Teil unserer Faszination weitergeben.
Im nächsten Artikel werden wir erklären warum die punktgenaue Landung einer Rakete nach einer erfolgreichen Mission für knapp ein halbes Jahrhundert unmöglich erschien.